Warum klimaneutral? Warum jetzt?
Warum klimaneutral? Warum jetzt?

Warum klimaneutral? Warum jetzt?

Warum klimaneutral? Warum jetzt?

Planetare Grenzen

Uns allen ist bewusst, dass unsere Erde endlich ist – spätestens die ersten Bilder der Erde aus dem All in den 1960er Jahren haben uns die Verletzlichkeit unserer Erde sehr plastisch vor Augen geführt.

Auch der Bericht des „Club of Rome“ 1972 hat deutlich gemacht, dass es Grenzen gibt, deren Überschreitung unser langfristiges Überleben gefährden.

Das Donut Modell von Kate Raworth aus dem Jahr 2012 zeigt genau das: neun verschiedene Dimensionen, wobei es für jede Dimension einen sicheren Handlungsraum gibt. Wenn wir diesen verlassen, werden Ökosysteme instabil und es ist mit bleibender Veränderung zu rechnen.

Wir sehen, dass wir in einigen Dimensionen unseren sicheren Handlungsraum bereits verlassen haben, unter anderem bei der Artenvielfalt und dem Klimawandel. Natürlich bedingen sich die einzelnen Dimensionen: je schneller sich die Erde erwärmt, desto weniger Zeit bleibt Tierarten (und dem Mensch) sich evolutionär zu adaptieren. Das wiederum hat das Aussterben von mehr Arten zur Folge.

Was den Klimawandel betrifft, stehen uns einige Kipppunkte direkt bevor oder wurden bereits überschritten – die Temperaturspanne gibt an, bei welcher globalen Erwärmung die jeweiligen Effekte eintreten:

  • Schmelzen des arktischen Meereises: 0.5-2°C
  • Schmelzen des grönländischen Eisschilds: 1-2°C
  • Austrocknen des amazonischen Regenwalds: 3-4°C
  • Zusammenbruch des westantarktischen Eisschilds: 3-5°C
  • Unterdrückung der atlantischen Tiefenwasserbildung: 3-5°C
  • Änderungen von El Nino: 3-6°C
  • Störung des westafrikanischen Monsuns: 3-5°C
  • Rückgang der borealen Wälder (in hohen nördl. Breiten): 3-5°C
  • Methanfreisetzung durch tauende Permafrostgebiete und Kontinentalschelfe: unklar

Temperatur-Pfade

Bis heute ist die globale Temperatur bereits um 1.1°C gegenüber der vorindustriellen Zeit angestiegen.

Orientieren wir uns an den aktuell von den Nationalstaaten selbst definierten CO2-Einsparziele, den sogannten NDCs: Nationally Determined Contributions, wird sich die Erde bis zum Ende des Jahrhunderts voraussichtlich um knapp 3°C erwärmen.

Nur Marokko und Gambia haben sich Ziele gesteckt, die zum Erreichen des 1,5°C-Ziels ausreichend sind. Bhutan ist zudem das einzige Land, das bereits heute klimapositiv ist.

Wir sehen also: Die aktuellen Maßnahmen reichen bei Weitem nicht aus, um kritische Kipppunkte zu vermeiden. Die Zeit drängt. Wir müssen handeln, und zwar jetzt.

Verbleibendes CO2-Budget

Das Ausmaß der globalen Erwärmung hängt vor allem von der Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre ab – entscheidend ist also nicht, wann wir die Klimaneutralität erreichen, sondern wie viel Treibhausgase wir bis dahin insgesamt emittiert haben. Treibhauswirksame Gase wie Methan, Lachgas etc. werden dabei in CO2-Äquivalente umgerechnet.

Die Menge an CO2-Äquivalenten, die wir noch in die Atmosphäre emittieren dürfen, um die globale Erwärmung unterhalb einer definierten Schwelle zu halten, wird CO2-Budget genannt.

Die Grafik zeigt Berechnungen des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) aus dem Jahr 2018. Dargestellt ist das CO2-Budget, um die Temperaturschwellen 1,5°C, 1,75°C und 2°C einhalten zu können. Ein Quadrat steht dabei für 10 Gt CO2. Das Budget entspricht einer 67% Wahrscheinlichkeit, dass die Erwärmung unterhalb der jeweiligen Temperatur bleibt.

Die schraffierte Fläche – 74 Gt – entspricht dem Budget, das die Welt in den Jahren 2018 und 2019 verbraucht hat.

Wenn wir uns an der Methodik von Stefan Rahmstorf, einem Klimaforscher am Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung, orientieren, bleiben Deutschland noch 2,4 Gt für das 1,5°C-Ziel. Nachdem wir aktuell ca. 0,7 Gt CO2 jedes Jahr ausstoßen, ist unser Budget bei linearer Rechnung also bereits im Mai 2023 aufgebraucht.

Würde jedes Land die Verantwortung für das seit 1990 ausgestoßene CO2 übernehmen, hätte Deutschland sein Budget längst aufgebraucht.

Dabei müssen wir uns stets vor Augen führen, dass auch eine Erwärmung um 1,5°C nicht folgenlos ist:

  • ca. 40% der deutschen Sommer wären so heiß wie der Hitzesommer 2003 (bei 2°C Erwärmung wären es sogar 60%)
  • 70-90% der Korallenriffe würden absterben (bei 2°C Erwärmung mehr als 99%)

Bürgerbewegungen

3,5% der Bevölkerung sind nötig,
um Systemveränderung zu erreichen.

Extinction rebellion, 2. Prinzip

Studien zu großen gesellschaftlichen Veränderungen zeigen zwei Dinge:

  1. Veränderungen werden meist von unten angestoßen, d.h. Politiker:innen reagieren auf Bürgerbewegungen, Forderungen aus der Gesellschaft und mehrheitsfähige Meinungen – nicht umgekehrt.
    Ein aktuelles Beispiel hierfür ist die sogenannte Ehe für alle. Die Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften ist keine revolutionäre Idee der Politik. Vielmehr ist es eine (inzwischen) gesellschaftlich mehrheitsfähige Meinung, auf die die Politik mit großer Verzögerung reagiert hat.
  2. Um Veränderung zu bewirken, genügt es, einen kleinen Teil der Bevölkerung zu mobilisieren – schätzungsweise 3.5%.
    Eindrucksvolle Beispiele für gesellschaftliche Veränderungen dieser Art sind die Einführung des Frauenwahlrechts in Großbritannien 1928, der Salzmarsch in Indien 1930 – der letztlich zur Befreiung Indiens von der britischen Kolonialmacht geführt hat – und der Aufstand gegen die Rassentrennung 1955/56 in den USA.

Sachsenheim wird klimaneutral bis 2035

Was bedeutet das für uns in Sachsenheim?
Es ist an uns, engagiert ein entschiedenes Handeln unserer Lokalpolitiker:innen einzufordern. Selbst wenn wir nicht alle Mitbürger:innen erreichen, können wir dennoch viel bewegen. Genau diese Einsichten haben uns zur Gründung der Initiative Sachsenheim wird klimaneutral bis 2035 motiviert.

Fühlst auch du dich angesprochen?
Super, schau doch mal ganz unverbindlich bei einem unserer Regeltreffen vorbei und trage dazu bei, dass Sachsenheim nachhaltiger, lebenswerter und attraktiver wird. Wir freuen uns auf dich!