Geo-Engineering
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Geo-Engineering: Teil der Lösung oder Ursache neuer Probleme?

Das Great Barrier Reef in Australien ist ein einzigartiges, weltbekanntes Ökosystem. Angesichts der Klimakrise steht es vor dem Aussterben. Nun versuchen Forscher mit einer künstlich aufgehellten Wolkendecke, die gefährdeten Korallen vor dem Ausbleichen zu schützen. Dazu sprühen sie mikroskopisch kleine Meerwasserpartikel in die Luft. Die Tröpfchen verdampfen in der Sonne, hinterlassen winzige Salzkristalle in der Luft, um die der Wasserdampf kondensiert. So entstehen Wolkentröpfchen, schließlich auch ganze Wolken. Sie sollen heller sein als natürliche Wolken und somit mehr Sonnenlicht reflektieren. Die Hoffnung: Über einen längeren Zeitraum hinweg könnte dies bei einer Hitzewelle die Wassertemperatur im Riff senken.

Was ist Geo-Engineering?

Dieses Projekt ist ein aktuelles Beispiel für sogenanntes Geo-Engineering: Die Grundidee: Mit groß angelegten Technologien soll das Klimasystem unserer Erde so verändert werden, dass die schlimmsten Folgen der Klimakrise noch verhindert werden können. Viele verschiedene technologische Ideen und Methoden stecken hinter dem Begriff – mit jeweils unterschiedlichen Chancen, aber auch Risken für Menschen, Tiere, Pflanzen und ganze Ökosysteme.

Ein prominenter Forschungsansatz ist das sogenannte Solar Radiation Management, kurz SRM, zu dem auch das Projekt am Great Barrier Reef zählt. Mithilfe neuer Technologien wird zum Beispiel der nachweislich kühlende Effekt eines Vulkanausbruchs nachgeahmt. Das gelingt, indem wir mit chemischen Partikeln in der Stratosphäre das Sonnenlicht reflektieren – so soll der Treibhauseffekt abgemildert werden.

Eine zweite Gruppe von Geoengineering-Technologien, die aktuell diskutiert wird, ist das Carbon Dioxide Removal (CDR): Der Atmosphäre wird CO2 entzogen. Das CO2 wird dann in den Weltmeeren oder unter der Erde gespeichert. Manche Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass das Pariser Klimaziel nur mit solchen Maßnahmen noch realistisch ist.

Realisierung in weiter Ferne

Bei allen Ansätzen des Geo-Engineerings gegen den Klimawandel handelt es sich derzeit noch um erste Pilotprojekte. Die tatsächliche großflächige Umsetzung liegt in weiter Ferne. Dennoch gibt es Wissenschaftler:innen, Wirtschaftsvertreter:innen und Politiker:innen, die technologische Innovationen – gerade auch im Sinne des Geo-Engineering – als Königsweg aus der Klimakrise sehen.

Verstehen wir unser Klimasystem wirklich?

Das Problem ist jedoch, dass das Klima unglaublich komplex ist – und unser Verständnis der Zusammenhänge bei Weitem nicht vollständig ist. Klimawissenschaftler:innen haben ihre Zweifel, dass sich die Ergebnisse von Geo-Engineering wirklich vorhersagen lassen. Ein Projekt zum Solar Radiation Management könnte auch schief gehen und unvorhersehbare Dürren oder schwere Monsunzeiten verursachen. Hinzu kommt, dass die Wirksamkeit solcher Maßnahmen unklar ist – und sie wären mit enormen Kosten verbunden.

Ablenkung von den Wurzeln der Klimakrise

Eine weitere Gefahr besteht darin, dass Geo-Engineering als Ersatz für andere Maßnahmen gesehen werden, bei denen es darum geht, die Wurzeln des Problems anzugehen – diese sind allerdings auf jeden Fall erforderlich, da die Klimakrise schon sehr weit fortgeschritten ist. So könnten Geo-Engineering-Maßnahmen vor allem von den eigentlichen Ursachen ablenken. Aus diesen Gründen kommt es auch immer wieder zu erheblichen Protesten gegen Geo-Engineering – zuletzt auch in Australien, wo Umweltschützer:innen gegen das Projekt am Great Barrier Reef vorgegangen sind.