GermanZero: Wie wir das 1,5°C-Ziel erreichen
GermanZero: Wie wir das 1,5°C-Ziel erreichen

GermanZero: Wie wir das 1,5°C-Ziel erreichen

Das 1,5°C-Ziel erreichen: Der GermanZero Maßnahmenkatalog

Die bundesweite Bewegung GermanZero hat einen Maßnahmenkatalog mit konkreten Forderungen veröffentlicht. Sie sollen dazu beitragen, 80% der CO2-Emissionen in den Sektoren Energie, Industrie, Verkehr, Gebäude/Wärme und Landwirtschaft einzusparen. Diese werden ergänzt durch sektorübergreifende Maßnahmen, internationale Kooperationen und Kompensationen, die hohen Anforderungen genügen.

Laut GermanZero können die verbleibenden 20% unserer CO2-Emissionen durch einen bunten Mix zusätzlicher Maßnahmen eingespart werden, beispielsweise eine Anpassung unseres Lebensstils oder die Stärkung natürlicher CO2-Speicher.

Die meisten dieser Forderungen sind nur bundes- oder europaweit umsetzbar. Dennoch möchten wir an dieser Stelle einen kurzen Überblick über ausgewählte Maßnahmen geben. Die vollständige Übersicht findet ihr hier.

Sektorübergreifende Maßnahmen

  • CO2-Preis: Ein ausreichend hoher und stetig steigender CO2-Preis führt dazu, dass weniger nachhaltige Produkte teurer werden. Dadurch werden mehr nachhaltige Produkte konsumiert und diese in der Folge kostengünstiger: mehr Nachfrage, mehr Angebot, mehr Wettbewerb.
  • Keine klimaschädlichen Subventionen: Aktuell fördert Deutschland klimaschädliche Produkte und Services mit 57 Mrd. € pro Jahr. Dieses Geld sollte stattdessen in die Förderung klimafreundlicher Technologien und Verhaltensweisen gesteckt werden.

Energie

  • Vorgezogener Kohleausstieg: Keine andere Maßnahme spart in kurzer Zeit so viel CO2 ein wie ein Kohleausstieg bis spätestens 2030. Ein CO2-Preis von 50€/t genügt bereits, um bestehende Kohlekraftwerke wirtschaftlich unrentabel gegenüber Erdgaskraftwerken zu machen.
  • Massiver Ausbau erneuerbarer Energien: Wind- und Sonnenenergie können beispielsweise durch schnellere Genehmigungsverfahren, weniger Vorschriften und die Beteiligung von Bürger:innen an den Einnahmen gefördert werden.
  • Stromnetze ausbauen und Speicherkapazitäten schaffen: Bei Dunkelheit und Flaute steht keine Energie aus Photovoltaik- und Windkraftanlagen zur Verfügung. Um diese natürlichen Schwankungen auszugleichen, sind Speichermöglichkeiten erforderlich. Hier können sektorübergreifende Maßnahmen Abhilfe schaffen (Sektorkopplung), z.B. durch Nutzung der Batterien von Elektrofahrzeugen, Erzeugung von Wasserstoff oder Wärme.

Industrie

  • Nutzung erneuerbarer Energien: Der Energiebedarf unserer Industrie wird durch Ökostrom und grünen Wasserstoff gedeckt.
  • Materialkreisläufe schließen: Durch konsequentes Recycling und geringeren Materialeinsatz können 50% des heutigen Bedarfs an Primärmaterialien eingespart werden.
  • Prozessemissionen reduzieren: Das sind klimaschädliche Emissionen, die durch chemische Reaktionen in der Produktion entstehen. Sie machen ungefähr ein Drittel aller Industrieemissionen aus . GermanZero fordert den Einsatz anderer Verfahren oder, falls das nicht möglich ist, dass die betreffenden Produkte durch andere ersetzt werden. Z.B. machen Holzhäuser die Produktion von Zement überflüssig.

Verkehr

  • Massiver Ausbau des öffentlichen Verkehrs: Ein dichteres Netz, bedarfsgerechte und engere Taktungen, schnellere Geschwindigkeiten, höhere Zuverlässigkeit und günstigere Tickets machen den öffentlichen Verkehr attraktiver als die Nutzung des Privatfahrzeugs.
  • Förderung des Rad- und Fußverkehrs in Städten: Ein durchgängiges Netz aus breiten und geschützten Radwegen fördert nicht nur die Gesundheit sondern auch den Klimaschutz.
  • Autonutzung unattraktiver machen: PKW- und City-Maut, weniger Parkplätze und Geschwindigkeitsbegrenzungen führen zu einer Verlagerung der Mobilität hin zu klimafreundlicheren Alternativen (Push-Pull-Prinzip: unerwünschtes Verhalten wird unattraktiv gemacht, gleichzeitig werden Anreize für neues Verhalten gesetzt).
  • Nutzung erneuerbarer Energien für Luft- und Schifffahrt: Schiffe werden elektrisch oder mit Windenergie betrieben, Flugzeuge mit grünem Wasserstoff und E-Fuels (synthetisches Kerosin).. Natürlich gilt weiterhin: der beste Flug ist der, der nicht stattfindet.

Gebäude und Wärme

  • Energetische Gebäudesanierungen: Knapp 15% der deutschen Treibhausgasemissionen gehen auf die Wärmenutzung in Gebäuden zurück. Je besser unsere Gebäude isoliert sind und je nachhaltiger sie beheizt werden, beispielsweise durch Wärmepumpen, desto weniger CO2 entsteht.
  • Nachhaltige Neubauten: Der Plus-Energie-Standard stellt sicher, dass Gebäude mehr Energie erzeugen als sie verbrauchen. Zusätzlich können durch Prinzipien der Kreislaufwirtschaft Materialien wiederverwendet werden.
  • Weniger Wohnfläche: Immer größere Wohnflächen führen zu Wohnraummangel und zusätzlichen Emissionen. Anreize für Wohngemeinschaften, Angebote zum Wohnungstausch je nach Lebensphase sowie der Bau kleinerer Wohneinheiten wirken dem entgegen.

Landwirtschaft und Ernährung

  • Pflanzenbasierte Ernährung: Wir alle wissen es längst – wer überwiegend pflanzliche Lebensmittel konsumiert, fördert die eigene Gesundheit, spart Ressourcen (Wasser, Flächenverbrauch, Energiebedarf) und trägt zum Wohl der Tiere bei.
  • Schutz, Wiederherstellung und Ausbau natürlicher CO2-Speicher wie Wälder und Moore
  • Förderung biologischer Landwirtschaft: Biologische Anbaumethoden stellen sicher, dass unsere Böden auch zukünftig ertragreich sind. Sie weisen z.B. einen deutlich höheren Humusgehalt auf.

Internationaler Ausgleich

  • Internationale Partnerschaften: Investitionen, Entwicklungskooperationen und Abkommen zum Import / Export nachhaltiger Energieträger (z.B. grüner Wasserstoff) beschleunigen die Transformation entscheidender Länder des globalen Südens (z.B. Indien).
  • Kompensationen: Maßnahmen zur Kompensation unserer CO2-Emissionen müssen strengen Anforderungen genügen – egal, ob sie im In- oder Ausland umgesetzt werden: z.B. eine Anschub-Förderung transformativer Technologien in ausgewählten Ländern statt simpler Emissionsreduktion im Ausland („low cost reductions“).

Individuelle Maßnahmen: Was kann ich tun?

  • Mobilität: Vermeide Langstreckenflüge, ersetze Kurzstreckenflüge und Autofahrten durch Bahn- und Busfahrten, bilde Fahrgemeinschaften, nehme am Carsharing teil und fahre ein lokal emissionsfreies Fahrzeug.
  • Ernährung: Verringere deinen Konsum tierischer Produkte wie Fleisch und Milch und vermeide es Lebensmittel zu verschwenden.
  • Konsum: Überlege, welche Produkte du tatsächlich benötigst, kaufe langlebige und reparierbare Produkte, vermeide Verpackungsabfälle wo möglich.
  • Wohnen: Kaufe Ökostrom, reduziere deine Wohnfläche und heize diese smart.

Fazit

Klimaneutralität erfordert tiefgreifende Veränderungen. Für viele der genannten Maßnahmen muss die Politik entsprechende Spielregeln definieren – beispielsweise eine CO2-Bepreisung mit Lenkungswirkung. Zudem muss sie Geldströme umleiten, indem sie klimaschädliche Subventionen abbaut und nachhaltige Alternativen entsprechend fördert.

Nichtsdestotrotz zeigt der Abschnitt Was kann ich tun?, dass es jede Menge kleiner Schritte gibt, die jede:r selbst beitragen kann.

Einer unserer wichtigsten Beiträge ist, unseren Politiker:innen zu signalisieren, dass wir Veränderungen einfordern, dass wir unseren Kindern und Enkel:innen eine lebenswerte Welt hinterlassen wollen. In Anbetracht der Dringlichkeit der Klimakrise – Forscher gehen davon aus, dass uns nur noch knapp zehn Jahre bleiben, um die Weichen zu stellen und die schlimmsten Konsequenzen abzuwenden – ist es Zeit, aktiv zu werden: It’s green o’clock!

Lasst uns in Sachsenheim gemeinsam den Anfang machen! Wir wollen aus den oben genannten (und weiteren) Maßnahmen, diejenigen identifizieren, die wir lokal umsetzen können. Engagiere dich und mach mit… egal, ob bei der Formulierung konkreter Forderungen, der Organisation von Bürger-Aktionen und Kommunikationskampagnen oder dem Einwerben von Spenden! Wir brauchen dich.