“Klimaschutz nimmt Fahrt auf”
“Klimaschutz nimmt Fahrt auf”

“Klimaschutz nimmt Fahrt auf”

Sechs Fragen an Julia Neuhäuser, Klimaschutzmanagerin im Landkreis Ludwigsburg.

Der Landkreis mit insgesamt 34 Kommunen hat 2015 ein integriertes Klimaschutzkonzept erstellen lassen – mit dem Ziel der Klimaneutralität bis 2050. Um rechtzeitig klimaneutral zu werden, reicht das Jahr 2050 aber nicht aus. Gibt es Pläne, einen ehrgeizigeren Zeithorizont zu verfolgen?

Zwar verfolgt das integrierte Klimaschutzkonzept nach wie vor das Ziel der Klimaneutralität bis 2050, aber es ist auch klar, dass das Thema Klimaschutz eine hohe Dynamik entwickelt hat. Daher will sich der Landkreis ambitioniertere Ziele setzen. Für 2021 und 2022 liegt der Schwerpunkt aber auf der Umsetzung der Maßnahmen, die im Konzept von 2015 definiert wurden. Denn diese Maßnahmen halten wir auch unabhängig von Aktualisierungen für sinnvoll. Mittelfristig soll das Konzept überarbeitet und der Zeithorizont angepasst werden. Im Idealfall ist das ein Ziel, das wir gemeinschaftlich mit Wirtschaft, Bürgerschaft und den Kommunen im Landkreis erarbeiten.

Welche großen Projekte stehen derzeit auf Ihrer Agenda?

Wir wollen die Kreisverwaltung selbst bereits bis 2035 klimaneutral machen, also die kreiseigenen Liegenschaften und den Fuhrpark. Aber auch die Themen Ernährung, Beschaffung und ein klimafreundlicher Büroalltag spielen eine große Rolle. Und auch die Schulen des Landkreises gehören dazu: Momentan setzen wir gemeinsam mit der Stadt Ludwigsburg Energiesparmodelle an Schulen um. Im Oktober 2021 sind die Energie-Teams von mittlerweile 12 Schulen an den Start gegangen. Zu den Teams gehören immer die Schulleitung, Hausmeister sowie Schülerinnen und Schüler. Dabei soll es zum einen darum gehen, wie in den Gebäuden konkret Energie gespart werden kann – es geht aber auch um Umwelt- und Klimabildung, also darum, ein Bewusstsein für das Einsparen von Energie und Ressourcen im Schulalltag zu entwickeln.

Das Kreishaus mit dem Ausbauzustand der PV-Anlagen aus dem Sommer 2020 – ein Beitrag zur klimaneutralen Kreisverwaltung

Wie weit sind die Pläne einzelner Kommunen hier im Landkreis, klimaneutral zu werden? Und welche Rolle spielen Sie und Ihr Team dabei?

Die Städte Ludwigsburg, Kornwestheim, Tamm, Freiberg am Neckar und Korntal-Münchingen haben bereits eigene Klimaschutzkonzepte. Asperg erarbeitet derzeit ebenfalls ein Konzept. Unsere Rolle ist, die Vernetzung in Gang zu bringen. Wir bieten dafür zum Beispiel den Runden Tisch Kommunaler Klimaschutz an, an dem etwa die Hälfte aller Kommunen im Landkreis regelmäßig teilnehmen. Ambitioniertere Pläne einzelner Kommunen, die Klimaneutralität früher als 2050 zu erreichen, begrüßen und unterstützen wir nach Kräften. Keine Kommune sollte sich durch das Landkreis-Klimaschutzkonzept ausgebremst fühlen oder sich gar darauf ausruhen.

Wie sieht das Klimaschutzmanagement auf Landkreisebene derzeit aus?

Hier im Landkreis Ludwigsburg gibt es seit 2017 1,5 Stellen für das Klimaschutzmanagement. 2021 ist zusätzlich eine weitere Stelle für das Thema Umweltbildung hinzugekommen. Im Januar 2022 konnten wir dank einer Förderung des Landes zwei weitere Projektstellen einrichten. Ihre Aufgabe ist es, die Kreisverwaltung klimaneutral zu machen. Zukünftig planen wir, auch den Bereich nachhaltige Mobilität zu verstärken. Zu unseren Aufgaben gehört die Ableitung und Umsetzung von Maßnahmen aus dem integrierten Klimaschutzkonzept von 2015. Das Konzept ist unsere Richtschnur für alles, was wir tun. Selbstverständlich behalten wir auch Neuerungen in Sachen Förderung und Gesetzgebung im Blick. Das führt ebenfalls zu neuen Projekten, ebenso wie Kooperationsanfragen, Anträge aus dem Kreistag oder von uns selbst initiierte Projekte.

Wie hat sich der Klimaschutz auf Kreisebene bisher entwickelt?

Ganz klar stellen auch wir auf Landkreisebene fest, dass der Klimaschutz insgesamt wichtiger wird – das lässt sich allein schon an immer mehr Presseberichten oder Kooperationsanfragen feststellen. Die Kreisebene wird aber erst nach und nach entdeckt – im Vordergrund stehen für die meisten Menschen ihre jeweiligen Wohngemeinden. Auch bei uns im Landratsamt gewinnt unser Team immer mehr an Sichtbarkeit. Das gelingt uns auch dadurch, dass wir die Beschäftigten des Landkreises mitnehmen: zum Beispiel mit einem CO2-Fasten für die Verwaltungs-Mitarbeiter:innen.

Was steht derzeit an – und in den nächsten Jahren?

Zu den wichtigen externen Projekten gehören die Energie-Teams an den Schulen des Landkreises. In einer weiteren wichtigen Kooperation namens „KLIMAfit“ können derzeit sieben Unternehmen innerhalb von neun Monaten eine betriebliche CO2– und Energiebilanz erstellen. Für 2022 ist eine Neuauflage geplant. Zusammen mit der LEA führen wir außerdem ein Projekt mit Azubis von Kommunalverwaltungen durch: Sie sollen als kommunale Klimascouts in ihren jeweiligen Kommunen eigene Klimaschutz-Projekte umsetzen. Insgesamt geht es uns auch darum, den Landkreis als wichtigen Akteur im Klimaschutz sichtbarer zu machen. Und wie bereits erwähnt, wollen wir die Überarbeitung des landkreisweiten Klimaschutzkonzepts in Angriff nehmen – im Idealfall mit einem ehrgeizigeren Ziel und der Unterstützung von Kommunen, Bürger:innen sowie der regionalen Wirtschaft.

Julia Neuhäuser, Klimaschutzmanagerin des Landkreises Ludwigsburg

Bilder: Landratsamt Ludwigsburg