“Mehr Bäume pflanzen” oder “Bäume retten den Planeten“: Wer hat solche vermeintlich einfachen Lösungen der Klimakrise noch nicht gehört. Aber ist es wirklich so einfach?
Fakt ist: Bäume binden beim Wachsen CO2 aus der Luft und können damit einen Beitrag zur Lösung der Klimakrise leisten. Allerdings können Bäume im schlimmsten Fall auch zur CO2-Quelle werden und zudem die Biodiversität negativ beeinflussen.
Deshalb gilt es, einige Grundregeln zu beachten (Quelle):
- Bestehenden Wald schützen
Höchste Priorität hat der Schutz bestehender Wälder. Diese haben sich bereits als widerstandsfähig erwiesen, sie sind Lebensraum und funktionierendes Ökosystem. - Mit allen Interessensgruppen vor Ort zusammenarbeiten
Soll die Aufforstung zum Erfolg werden, gilt es, lokale Gruppen einzubeziehen. Insbesondere bei Aufforstungsprojekten in Ländern des Globalen Südens ist die Beteiligung der Bevölkerung vor Ort entscheidend für den langfristigen Erfolg des Projekts. - Biodiversität wiederherstellen bzw. erhöhen
Eine hohe Biodiversität trägt dazu bei, weitere Ziele zu erreichen: höhere Produktivität, höhere Widerstandsfähigkeit des Ökosystems, hohe Bodenqualität, stabile Wasserkreisläufe und nicht zuletzt auch die Fähigkeit, mehr CO2 zu binden. - Geeignete Flächen zur Wiederaufforstung wählen
Anstatt zu versuchen, bislang unbewaldetes Gebiet zu bepflanzen, geht es vor allem um die Erweiterung und Verbindung bestehender Wälder. Auch einst bewaldetes Gebiet eignet sich sehr gut zur Aufforstung. - Natürliche Regeneration nutzen
Renaturierung und Regeneration sind oftmals nicht nur besonders kostengünstig, sondern auch effektiv. - Baumarten auswählen, die die Biodiversität erhöhen
Mischwälder, die vorwiegend aus einheimischen Arten bestehen, erhöhen die Widerstandsfähigkeit des Waldes gegenüber Feuern, Schädlingen und Extremwetterereignissen. - Widerstandsfähige Baumarten wählen
Schon bei der Wahl der Setzlinge ist auf ausreichende genetische Vielfalt zu achten: Samen sollten beispielsweise von mindestens 30 Individuen stammen. - Gut planen
Von der Beschaffung der Samen bis zur Pflanzung der Bäume – erfolgreiche Aufforstung sollte sorgfältig geplant werden: Woher kommen die Samen? Welche Baumarten eignen sich für den spezifischen Standort? Die Beantwortung solcher Fragen ist Teil der täglichen Arbeit unserer Forstmanager:innen. - Learning by doing
Klein anfangen, dann erst in großem Maßstab aufforsten. Das Wissen Einheimischer einbeziehen, Erfolgsfortschritte überwachen und daraus lernen. - Es muss sich lohnen
Der Wald sollte Anreize für alle Interessensgruppen schaffen: beispielsweise einen positiven Beitrag zur CO2-Bilanz, zusätzliches Einkommen durch Ökotourismus oder positive Effekte auf die Wasserwirtschaft. Zu letzteren gehören beispielsweise die Wasserreinigung, Regulierung von Grund- und Oberflächenwasser, Schutz vor Erosion, Schutz vor Überschwemmung etc. Die Nachhaltigkeit des Aufforstungsprojekts hängt entscheidend davon ab, ob der Wald größeres Einkommen generiert als eine alternative Landnutzung. Und ob dieses Einkommen gerecht unter den Interessensgruppen verteilt wird.
Die 10 goldenen Regeln zur Aufforstung wollen sicherstellen, dass der neue Wald langfristig gesund bleibt und einen positiven Beitrag leistet: nicht nur für das Klima, sondern auch für das Miteinander vor Ort.
Willst auch du dich engagieren und dazu beitragen, dass mehr Bäume gepflanzt werden? Hier zwei Beispiele, die auch von Stiftung Warentest empfohlen werden:
Der Verein Primaklima wurde 2018 von der Stiftung Warentest mit sehr gut bewertet (Quelle). Er hat Aufforstungsprojekte in Nicaragua, Deutschland, Uganda und Indonesien ins Leben gerufen. Hier kannst du nicht nur selbst Bäume pflanzen (lassen), sondern auch Bäume verschenken. Deine Spende ist steuerlich absetzbar.
Daneben gibt es viele weitere unterstützenswerte Organisationen im Bereich Aufforstung, beispielsweise die Suchmaschine ecosia, das Unternehmen myclimate, das Bergwaldprojekt, die Tropenwaldstiftung OroVerde, die Organisation TreeDom, und viele mehr.
Gut gemachte Aufforstung ist ein wichtiger Beitrag zur Rettung des Klimas. Dennoch sollte er nicht vom Hauptziel ablenken: der Reduktion klimaschädlicher Treibhausgase. Dann lässt sich der neue Wald auch guten Gewissens genießen.