Warum der Klimawandel Menschen zur Flucht zwingt
Warum der Klimawandel Menschen zur Flucht zwingt

Warum der Klimawandel Menschen zur Flucht zwingt

Klimaflucht – das klingt nach Überschwemmungen durch Monsunregen in Asien, Buschbrände in Australien oder Dürren in Afrika. Aber auch hier in Deutschland gab und gibt es Klimaflucht.

Als Folge der Überschwemmungen im Ahrtal im Sommer 2021 zum Beispiel mussten sich viele Menschen ein neues Zuhause suchen.

Und in Sachsenheim?
Hier im Ort und in ganz Baden-Württemberg gab es Anfang des 19. Jahrhunderts schon einmal eine sehr große Auswanderungswelle. Der Auslöser war weit weg in Indonesien zu finden. Der Vulkan Tambora war dort im April 1815 ausgebrochen. Das führte in Europa noch ein Jahr später zu Ascheregen – und somit zu enormen Missernten und drastischen Preisanstiegen für Lebensmittel. In der Folge verließen um 1817 insgesamt 12.000 Menschen Württemberg – als Klimaflüchtlinge.

Das weltweite Klima verändert sich schnell – zu schnell. Immer mehr Menschen bekommen das bereits hautnah zu spüren. Unwetter und langanhaltende Dürren nehmen zu. Als Folge des Klimawandels hat sich die Zahl der Naturkatastrophen innerhalb eines Jahres weltweit verdoppelt.

Fluchtgrund Nr. 1?

Der Klimawandel könnte sogar zum Fluchtgrund Nr. 1 werden: „Er verstärkt den Wettstreit um die Ressourcen – Wasser, Nahrungsmittel, Weideland – und daraus können sich Konflikte entwickeln,“ das sagte António Guterres, der heutige UNO-Generalsekretär, schon 2009 beim Weltklimagipfel in Kopenhagen.

Millionen von Menschen leben in Gebieten, in denen der Klimawandel akut ist. Sie haben jedoch nicht die Möglichkeit, sich an die erschwerten Bedingungen anzupassen. Nach verheerenden Naturkatastrophen verlassen viele ihr Heimat. Schon heute lösen Naturkatastrophen drei Mal mehr Vertreibungen aus als Konflikte und Gewalt.

Mehr als 30 Millionen Menschen auf der Flucht vor dem Klima

Wegen Dauerregen, langanhaltenden Dürren, Hitzewellen, Stürmen und anderen Naturkatastrophen mussten 2020 rund 30,7 Millionen Menschen ihre Heimat kurz- oder langfristig verlassen (Quelle: Internal Displacement Monitoring Centre). Das sind mehr Menschen als Marokko Einwohner hat.

Nach Angaben der Welthungerhilfe bedroht der Klimawandel heute schon die Existenz von mindestens zwei Milliarden Menschen im Globalen Süden.

Am meisten betroffen: Menschen aus ärmeren Ländern

Vier von fünf Klimaflüchtlinge stammen aus Ländern, die stark vom Klimawandel betroffen sind. Gleichzeitig haben diese Länder aber nicht die erforderlichen Ressourcen, um die Klimafolgen abzumildern. Darunter auch die fünf Länder, aus denen weltweit die meisten Flüchtlinge überhaupt kommen: Syrien, Venezuela, Afghanistan, der Südsudan und Myanmar.

Nicht jede:r kann gehen

Die meisten Menschen, die wegen Klimaveränderungen und Naturkatastrophen zur Flucht gezwungen werden, suchen sich innerhalb ihres Heimatlandes ein neues Zuhause.
Aber viele, die unter dem veränderten Klima leiden, können sich keinen Umzug leisten. Insbesondere Kinder, Frauen sowie alte und kranke Menschen müssen bleiben. Ihnen fehlen die Mittel zur Flucht, auch innerhalb ihres Landes.

Was tun wir dagegen?

Im ersten Schritt gilt es, Risikogebiete und stark gefährdete Haushalte zu identifizieren. Sie müssen in ihrer Widerstandsfähigkeit gegen die Folgen des Klimawandels gestärkt werden. Dazu zählen

  • Investitionen in Katastrophenschutz,
  • politische Forderungen und Maßnahmen,
  • Schulungen zu neuen Anbaumethoden,
  • die Bereitstellung dürre-resistenten Saatguts oder
  • der Aufbau von Schutzeinrichtungen und Frühwarnsystemen.

Wo die Schäden und Verluste durch den Klima­wandel zu groß sind, brauchen die Menschen Hilfe bei der Umsiedlung. Wichtig ist bei all diesen Maßnahmen, die Betroffenen nicht nur zu informieren, sondern zu beteiligen.

Erfahre mehr

Die Wanderausstellung Klimaflucht der Deutschen KlimaStiftung kannst du noch bis 18. Juni im Stadtmuseum Sachsenheim besuchen. Als Ergänzung findest du dort bis 11. September Klima macht Geschichte(n). In diesem Ausstellungsteil geht es um den Zusammenhang zwischen wichtigen Klimaereignissen und historischen Entwicklungen – etwa dem Jahr ohne Sommer 1816.