Das Integrierte Klimaschutzkonzept des Landkreises
Unsere Initiative wirkt darauf hin, dass Sachsenheim 2035 klimaneutral wird. Das ist erforderlich, um das 1,5°C-Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens noch erreichen zu können.
Eine unserer zentralen Forderungen besteht in der Erstellung eines Klimastadtplans. Dieser enthält eine CO2-Bilanz und listet zudem Maßnahmen auf, die erforderlich sind, um 2035 klimaneutral zu sein. Die CO2-Bilanz ist der Dreh- und Angelpunkt: Aus ihr geht hervor, wo in Sachsenheim das meiste CO2 entsteht und zeigt damit die wesentlichen Hebel auf, die uns zur Verfügung stehen.
Bereits 2015 hat das Landratsamt Ludwigsburg ein sog. Integriertes Klimaschutzkonzept für den Landkreis und seine 34 Gemeinden veröffentlicht. Darin werden die Situation der Gemeinden im Landkreis analysiert und Handlungsempfehlungen abgeleitet. Die meisten Grafiken und Auswertungen basieren auf Daten von 2013.
Was hilft uns dieses veraltete Konzept, denkst du jetzt vielleicht. Nicht so schnell: Viele CO2-Quellen sind strukturell bedingt und ändern sich typischerweise nur über längere Zeiträume. Gebäude sind ein gutes Beispiel dafür. Schauen wir uns die Analyse doch mal genauer an.
Bestandsaufnahme: Wo entsteht in Sachsenheim CO2?
In Sachsenheim gibt es rund 4.500 Gebäude. Zwei Drittel davon stammen aus der Zeit vor 1968, 95% sind Wohnhäuser und ganze 45% sogar Einfamilienhäuser.
Wärme und Strom
Wohngebäude sind somit auch für den Großteil des Energieverbrauchs verantwortlich: 80% der Wärme und 50% des Stroms. Gewerbe, Handel, Dienstleistungen und Industrie verbrauchen 15% der Wärme und die andere Hälfte des Stroms.
Energieverbrauch
Schlüsseln wir den Energieverbrauch nach Energieträgern auf, fällt zuallererst der sehr geringe Anteil regenerativer Energien auf: <7%. Insgesamt ergibt sich ein bunter Mix: Ein Drittel des Energieverbrauchs wird mit Heizöl gedeckt. Erdgas, Strombezug und Kraftstoffe tragen jeweils ca. 20% bei.
CO2-Emissionen
Die CO2-Emissionen sind nahezu deckungsgleich zum Endenergieverbrauch: Private Haushalte verantworten mehr als die Hälfte des CO2-Ausstoß, gefolgt von der Industrie (ein Viertel) und dem Verkehr (ein Fünftel).
Innerhalb des Verkehrs macht der Straßenverkehr mit 90% den Löwenanteil aus. 8% emittiert der Güterverkehr, der Anteil des ÖPNV liegt unterhalb 5%.
Insgesamt wurden in Sachsenheim 2013 knapp 120.000 t CO2 emittiert.
Damit liegt der CO2-Fußabdruck einer durchschnittlichen Sachsenheimer:in bei 7t CO2 pro Jahr, leicht unterhalb des landkreisweiten Durchschnitts. Hauptursache hierfür ist der schwächer ausgeprägte Gewerbebereich.
Potentiale: Was können wir tun?
Soweit die Analyse des Ist-Zustands. Stellt sich die Frage, was wir zur Verringerung unserer CO2-Emissionen tun können. Bewertet wurde das technische, wirtschaftliche und erschließbare Potential einzelner Lösungsansätze. Die weitere Betrachtung beschränkt sich auf das wirtschaftlich umsetzbare Potential, eine Untermenge des technisch Möglichen.
Bessere Dämmung
Das mit Abstand größte Potential zur Verringerung der CO2-Emissionen sehen die Autor:innen des Konzepts in einer verbesserten Dämmung (ca. 70%). Abgeschlagen folgt der Strom (ca. 20%). Das ist angesichts des hohen Wärme- und Energieverbrauchs der Wohngebäude wenig verwunderlich.
Erneuerbare Energien: Solar und Photovoltaik
Geht es um den Einsatz erneuerbarer Energien, liegt der größte wirtschaftliche Hebel im Ausbau von Solaranlagen auf Gebäuden (ca. 60%). Weitere Potentiale können durch Photovoltaikanlagen auf Gebäuden (ca. 30%) bzw. Solar Freianlagen (ca. 10%) gehoben werden.
Was bedeutet das in Zahlen?
Das Klimaschutzkonzept beziffert das wirtschaftliche Potential für Photovoltaik auf Gebäude bei ca. 30.000 kWp (ca. 35.000 MWh/a), für Solar auf Gebäude bei ca. 90.000 kWp (ca. 50.000 MWh/a).
Was ist mit Windkraft und Biogas?
Biogasanlagen leisten bereits ca. 1000 kWp (ca. 8.000 MWh/a), hier ist jedoch kein weiteres Potential zu finden. Windkraft gibt es auf dem Stadtgebiet (noch) nicht, laut Klimaschutzkonzept sollte sich das auch nicht ändern.
Holznutzung, Solar Freianlagen sowie Wasserkraftanlagen bieten weiteres Potential. Im Vergleich zu Solar- und PV-Anlagen auf Gebäuden ist dieses jedoch vernachlässigbar.
Empfehlung: Was sollten wir tun?
Die Autor:innen des Klimaschutzkonzepts empfehlen unter anderem
- eine:n Klimaschutzmanager:in einzustellen,
- die Potentiale im Bereich Photovoltaik und Solarthermie zu nutzen und
- Gebäude energetisch zu sanieren.
Fazit
Ja, das Klimaschutzkonzept ist bereits in die Jahre gekommen und die dort vorgeschlagenen Maßnahmen orientieren sich nicht am 1,5°C-Ziel von Paris.
Dennoch ist die Botschaft klar: Der Schlüssel zur Klimaneutralität Sachsenheims liegt im privaten Sektor, also in deiner und meiner Hand. Es ist an uns,
- unser Wohngebäude gut zu dämmen,
- Solar- und Photovoltaikanlagen zu installieren,
- unsere Emissionen im Straßenverkehr zu verringern und
- Ökostrom zu verbrauchen.
Je eher wir damit beginnen, desto weniger Investitionslast überlassen wir unseren Kindern. Und das Beste: Viele Maßnahmen werden sogar staatlich gefördert – dazu bald mehr.
Quelle: Integriertes Klimaschutzkonzept für die Zuständigkeiten des Landkreises Ludwigsburg und seiner 34 Gemeinden, Abschlussbericht Band 2 – Steckbriefe der Städte und Gemeinden, S. 263-271
Anmerkung des Autors: Alle angegebenen Zahlenwerte sind gerundet. Insbesondere die wirtschaftlichen Potentiale erneuerbarer Energien in Kilowatt Peakleistung und Megawattstunden pro Jahr waren schwer abzulesen. Ziel der Zahlen ist es, eine Relation herzustellen, durch Ablesen bedingte Ungenauigkeiten sind zu berücksichtigen.